Durchdachte Gedanken zwischen Algorithmus und Applaus

Der Blog von Ferry van Saalbach über Technologie, Gesellschaft, Moderation und KI.

Mehrere Symbole: ein Buch, eine Sprechblase, ein ChatGPT-Logo und ein Graph und daneben die Worte: wie KI den Zugang zu WIssen verändern wird

Wie KI den Zugang zu Wissen verändern wird

Wenn ich mich auf ein Thema vorbereite, will ich es wirklich verstehen. Ich will nicht einfach ein paar Zahlen zitieren. Ich will wissen, was dahintersteckt – woher die Zahlen kommen, wie sie berechnet werden und was sie tatsächlich bedeuten.

Neulich, bei der Vorbereitung auf ein Webinar zum Thema Zero Trust, gab es den Wunsch, dass ich zu Beginn Microsoft Digital Defense Report in meine Anmoderation einbeziehe – ein 385 Seiten starkes Dokument mit unzähligen Statistiken, Schaubildern und Fachbegriffen. Und obwohl mir relativ schnell klar wurde, welche Zahlen ich verwenden könnte (weil es eben ein paar Top Facts ganz vorne gab), war ich mir nicht zu 100% sicher, was diese Zahlen eigentlich aussagen.

Wie definiert Microsoft eine „Identitätsattacke“? Wie wird gemessen, dass Deutschland auf Platz 4 der am meisten betroffenen Länder steht? Und was bedeutet das in der Praxis?

Ich brauche Sicherheit über das, was ich sage, wenn ich auf der Bühne stehe. Ansonsten würde es mir schwer fallen, das glaubwürdig rüber zu bringen.

Der Zugang zu Wissen wird effizient

Also hab ich gesucht, gelesen, gescrollt – und irgendwann gemerkt: das kostet ganz schön viel Zeit. Und ist auch nervig. Ich wollte ja nicht den ganzen Report lesen. Ich wollte nur wissen, was der Hintergrund dieser paar Zahlen ist.

Also habe ich was gemacht, was ich mittlerweile recht häufig tue: Ich hab ChatGPT gefragt.

Ich hab ihm den Report gegeben, meine Fragen gestellt – und in wenigen Minuten Antworten bekommen. Verständlich, präzise, mit Kontext und teilweise sogar mit Querverweisen, die ich so gar nicht erwartet hätte. Ich konnte nachfragen, vertiefen und hatte plötzlich ein Gefühl von Überblick.

Das war beeindruckend – aber auch lehrreich. Denn natürlich war mir klar: Diese Antworten sind nicht die Quelle, sie sind die Orientierung. Ich habe alle Punkte, die ich verwenden wollte, noch einmal im Originaldokument gegengeprüft. Erst dann war das für mich belastbar.

Zwischen Geschwindigkeit und Tiefe

Dieses Erlebnis hat mich dann aber auch wieder zum Nachdenken gebracht: denn mit der Zeit wird KI nicht nur verändern, wie schnell wir Wissen finden, sondern wie wir überhaupt an Wissen herangehen.

Früher hieß „Verstehen“: lesen, lesen, lesen – bis man irgendwo am Kern ankam. Und auf dem Weg dahin hat man vielleicht noch die ein oder andere unerwartete Erkenntnis mitgenommen.

Heute heißt es eher: fragen, prüfen, kombinieren.

Und diese Dinge müssen genau so gelernt und als Kompetenz erworben werden.

Bei der KI gilt: nur wer richtig fragt, bekommt auch gute Antworten. Nur wer seine Antworten überprüft, sichert sich gegen Halluzinationen und Falschinformationen ab. Und nur, wer vernünftig den Einsatz von KI und anderen Instrumenten kombiniert, wird daraus wirklich Mehrwert erzielen können. Wer sich nur auf eines verlässt, wird schnell verloren sein.

KI als Werkzeug – nicht als Wahrheitsquelle

Denn KI ist zwar ein großartiges Werkzeug, um Komplexität zu strukturieren. Sie ersetzt aber keine Quelle, keinen kritischen Verstand und kein echtes Urteil. Sie hilft nur, den Weg dorthin schneller zu finden.

Das aber ist genau der Punkt, an dem sich unsere Beziehung zu Wissen gerade verändert und über den wir nachdenken müssen: wie funktioniert eine Welt, in der wir den Zugriff auf Wissen praktisch in der Hosentasche haben? Aber nicht wie früher Wikipedia, bei dem wir zu allem seitenlange Erklärungen lesen können. Sondern in Form eines mega-schlauen Assistenten, der auf wirklich jede Frage eine Antwort weiß. Egal, ob es darum geht, wie ein Atomreaktor funktioniert oder darum, was für ein Insekt da grade über meinen Balkontisch krabbelt.

Die Zukunft gehört den Neugierigen

Entsprechend wir künftig noch wichtiger werden, wie neugierig wir sind. Wir können alles wissen, wenn wir wollen. Aber wenn uns das nicht interessiert oder wir denken, dass wir sowieso allwissend sind, dann werden wir abgehängt werden. Dieses neue Zeitalter gehört den Neugierigen und Wissbegierigen. Denen, die Lust haben, mit unerschöpflichem Wissen zu arbeiten.

Die Veränderung der Beziehung zu Wissen passiert aber auch noch auf einer anderen Ebene: und zwar da, wo es darum geht, Wissen aufzubereiten. Werden wir künftig noch 385-seitige Berichte schreiben? Werden wir sie auf Lesbarkeit für Menschen optimieren oder eher auf Interpretierbarkeit für KI-Agents? Da werden sich viele Menschen und Unternehmen in den nächsten Jahren große Gedanken machen dürfen.

Ich für meinen Teil bin sehr glücklich über diese neue Technologie. Weil ich einerseits sehr neugierig und wissbegierig bin, andererseits aber auch schnell genervt, wenn die Dinge nicht zum Punkt kommen und es gefühlt ewig dauert, bis meine Frage beantwortet wird. Darum ist ChatGPT für mich ein echter Quantensprung. Und darum arbeite ich damit auch wirklich gerne und viel. Und freue mich auf alles, was da noch so kommen mag.

EIn Bild, das die Webseite von Steine im Rucksack zeigt und daneben der Text "Wie KI zur Co-Architektin einer neuen Website wurde"

Wie KI zur Co-Architektin einer neuen Website wurde

KI kann heutzutage eine ganze Menge. Wenn man sie richtig nutzt. Ich habe in den letzten Wochen eine komplett neue Website gemeinsam mit ChatGPT erstellt. Konzipiert, strukturiert, designt, technisch umgesetzt und SEO-optimiert. Und einen Selbsttest erfunden, der Menschen helfen könnte, künftig direkt und zielgenau in psychischen Krisen erste Hilfsangebote über KI zu finden. Ehrlich: ich bin begeistert. Aber all das ist nicht entstanden, weil ich einen einzigen Super-Prompt abgesetzt habe und dann eine fertige Webseite rausgepurzelt ist, sondern indem ich über Stunden, Tage und Wochen immer wieder gebastelt habe. Immer wieder mit ChatGPT wie mit einem fleißigen und ungeheuer kompetenten Mitarbeiter da gesessen habe, meine Ideen eingebracht, diskutiert und verfeinert habe und mir Hilfe geholt habe, wo ich sie brauchte. Von der Idee zum Selbsttest Der entscheidende Impuls kam dabei übrigens von der KI selbst. Zumindest irgendwie. Ich hab mich irgendwann einfach hin gesetzt und ChatGPT gefragt, ob er eine

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